Im November 2021 erschien bei dem in Berlin ansässigen Verlag Reprodukt der Gekiga-Sammelband »Roter Schnee« (jap.: »Akai Tsuki Katsumata Susumu Sakuhinshū«) aus der Feder von Susumu Katsumata. Wir haben uns die Kurzgeschichten genauer angesehen und verraten in dieser Review, wie unser Eindruck ausfällt.
Inhalt
Das ländliche Japan an der Schwelle zur Moderne. Fischer, Tischler, Bedienstete, zurückgelassene Ehefrauen und Kinder kämpfen in diesen rauen Jahren ums Überleben – ein jeder mit Blick auf die kleinen täglichen Errungenschaften. Sagenhafte Wesen und übernatürliche Kreaturen verschmähen es nicht, mit diesen Handwerkern und Bauern zu handeln, sie an Sommertagen zu beschützen, sie an Winterabenden zu quälen oder die Zahl ihrer Nachkommen zu erhöhen, indem sie in Frühlingsnächten verlassene Ehefrauen schwängern.
Aufmachung
Reprodukt publiziert »Roter Schnee« im Format 13 × 19 cm mit Klappenbroschur. Der Einzelband beinhaltet auf 232 Seiten zehn Kurzgeschichten. Die japanischen SFX hat der Verlag komplett retuschiert und getypesettet. Am Ende des Bandes bietet Reprodukt ein Nachwort von Mitsuhiro Asakawa (ehemaliger »Garo«-Redakteur; Manga-Forscher, spezialisiert auf Gekiga).
In dem Nachwort werden von Asakawa interessante Hintergrundinformationen zu den einzelnen Kurzgeschichten geboten, wodurch man als Leser einen besseren Einblick und ein besseres Verständnis erhält. Auch Schöpfer Katsumata äußert sich zu den Geschichten. Der Manga wurde aus dem Japanischen von Daniel Büchner (»GoGo Monster«, »Tante NonNon«) übersetzt.
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Fazit
Nach einigen Gekiga-Veröffentlichungen von Shigeru Mizuki und Yoshiharu Tsuge ist im Hause Reprodukt nun auch ein Werk von Susumu Katsumata im Portfolio vorzufinden. Die Kurzgeschichtensammlung »Roter Schnee« kam im Jahr 2005 in Japan heraus. Die Geschichten aus der Feder von Katsumata wurden in den Jahren 1976 bis 1985 veröffentlicht. Lediglich bei der Geschichte »Traumgeist« liegt das Datum der Erstveröffentlichung nicht vor – die Schätzung liegt zwischen 1975 und 1980.
Die Kurzgeschichten von Katsumata umfassen in etwa 20 Seiten. Als Schauplatz dient das ländliche Japan. Im Fokus der Handlung stehen einfache Menschen wie Bauern, die alltäglich ihrer harten Arbeit nachgehen. In Relation zu anderen Gekiga-Werken, die von Reprodukt auf Deutsch herausgebracht wurden, spielt »Roter Schnee« vor der industriellen Revolution. Vom Aufbau her sind sich die zehn Kurzgeschichten ähnlich. Die japanische Folklore wird seitens Katsumata in seinen Erzählungen aufgegriffen.
Erwähnenswert ist der Aspekt, dass die traditionelle japanische Folklore von Katsumata als Normalität in der Welt seiner Geschichten dargestellt wird. Die Menschen hinterfragen die übernatürlichen Wesen nicht, sie gehören in ihrer Welt dazu. Es findet sozusagen eine Koexistenz statt. In einigen Geschichten unterstützen die Wesen wie Kappas die Menschen, während in anderen Geschichten die Menschen mit den übernatürlichen Wesen zu kämpfen haben. Durch diese Darstellung sind die Geschichten anregend.

Die Figuren sind von Katsumata im Cartoon-Stil umgesetzt. Die Emotionen der einzelnen Charaktere kommen in den Gesichtsausdrücken ordentlich zur Geltung. Der reine Blick auf die Zeichnungen verrät dem Leser schon, in welcher Gemütsstimmung sich die Figuren in dem jeweiligen Panel befinden. Inhaltlich verwendet Katsumata einige Mittel, die er immer wiederkehrend in seinen Geschichten einsetzt. So ist die Liebe und der Geschlechtsakt des Öfteren in dem Geschehen vorzufinden.
In »Roter Schnee« zeigt Katsumata auf, wie die einfachen Menschen im ländlichen Japan gelebt haben. Mit der Vermischung der japanischen Folklore werden außergewöhnliche und interessante Geschichten geboten. Hin und wieder wird eine gewisse humoristische Situation inszeniert, um dem Leser eine leichte Auflockerung zu bieten. Worum es genau in den Geschichten geht oder was Katsumata genau damit ausdrücken möchte, ist nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich, doch dies sorgt aus meines Erachtens für den gewissen Reiz beim Lesen.
Die titelgebende Kurzgeschichte »Roter Schnee« stellt in diesem Sammelband die letzte Geschichte dar. Was hinter dem Namenstitel steckt, wird gegen Ende der Geschichte enthüllt. Wer die bisherigen Informationen aus der Rezension ein wenig näher betrachtet, dürfte dahingehend schon erahnen, was sich dahinter verbirgt. Der Sammelband sollte aus meiner Sicht in keiner Gekiga-Sammlung fehlen, denn auch Shigeru Mizuki und Yoshiharu Tsuge empfehlen die Kurzgeschichten von Susumu Katsumata – die Empfehlungen sind auf der einen Seite der Klappenbroschur nachzulesen.
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