Nach der Publikation diverser autobiografischer Werke des verstorbenen Gekiga-Mangakas Shigeru Mizuki, erweitert der Comicverlag Reprodukt sein Portfolio um die bekannte Yōkai-Reihe »Kitaro« (jap.: »GeGeGe no Kitarō«). Im September 2021 brachte der in Berlin ansässige Verlag die ersten beiden Bände der Geschichte auf den deutschen Markt. Wir haben uns das Ganze ein wenig genauer angesehen und schildern in dieser Review unseren Eindruck.
Inhalt
Kitaro ist ein ganz und gar nicht gewöhnlicher Junge, auch wenn er auf den ersten Blick so aussieht. Er ist ein Geisterwesen, ein einäugiger Yōkai und der letzte Nachkomme seines Volkes. Seine Holzsandalen werden mit Strahlenkraft angetrieben, und er kann sich in seine Umgebung einfügen wie ein Chamäleon. In seinen Abenteuern vermittelt er zwischen der Welt der Geister und der Welt der Menschen – und macht böse Dämonen unschädlich.
Immer wieder wird Kitaro dabei in Auseinandersetzungen zwischen Menschen und übernatürlichen Kreaturen hineingezogen, denn die Yōkai lassen keine Gelegenheit aus, den Menschen aufzulauern und sie zu erschrecken. So geht es mal um ein absurdes Monster-Baseballspiel, um Yōkai, die in Häuser investieren, einen Geisterzug und einen Blutsaugerbaum.
Aufmachung
Die populäre und bekannte Manga-Reihe »Kitaro« erscheint hierzulande bei Reprodukt im Format 12,8 x 18 cm als Softcover mit einem Rückenbild. Preislich liegen beide Bände bei jeweils 6,90 Euro. Der erste Band beinhaltet sieben Kapitel, während im zweiten Band elf Kapitel vorzufinden sind. Beide Bände weisen 192 Seiten auf.
Die japanischen SFX hat Reprodukt komplett retuschiert und getypesettet. Am Ende der Bände werden die Termine der Kapitel-Erstveröffentlichungen aufgeführt. Im zweiten Band gibt es zudem noch ein Nachwort. Übersetzt wurde der Manga aus dem Japanischen von Gandalf Bartholomäus (»Moriarty the Patriot«, »Yakuza goes Hausmann«).
>> Hier gelangt ihr zur Leseprobe des ersten | zweiten Bandes
Fazit
In Japan zählt »Kitaro« zu einem Bestseller, ist dort vielen Menschen, ob jung oder alt, bekannt und wurde seit seiner Publikation mehrmals in Form einer Fernsehserie, eines Films oder Videospiels adaptiert. Die titelgebende Figur Kitaro zählt zudem zu der bekanntesten Figur von Shigeru Mizuki. Als Inspiration für seine Geschichte diente Mizuki ein Kamishibai (Papiertheater-Bühnenstück).
Worauf darf sich der Leser hier freuen? Mizuki erzählt japanische Geister- und Monstergeschichten, die sich rund um den einäugigen Yōkai-Jungen Kitaro, der gemeinsam mit seinem Vater umherstreift, drehen. Auf seiner Reise trifft Kitaro auf Menschen und Yōkai, die nicht grundverschiedener sein könnten. Sonderbare Freundschaften werden geknüpft und intensive Einblicke in die Welt geboten.
Mizuki bedient sich bei seinen Erzählungen an Horror-Elementen und verknüpft diese in gelungener Art und Weise mit seinem ganz eigenen Humor. Anfänglich wirkt die Mischung aus Horror und Comedy befremdlich, doch recht zügig wirkt es charmant. Der Einstieg in die Reihe selbst ist bedauerlicherweise ein wenig holprig – auch für einen Leser wie mich, der bereits einige Werke von Mizuki las.

Dass von Reprodukt am selben Tag auch Band 02 publiziert wurde, ist aus meiner Sicht ein großer Pluspunkt für die Reihe. Dem ersten »Kitaro«-Band fällt es meines Erachtens ein bisschen schwer, den Leser auf Anhieb abzuholen. Ein Interesse zum Weiterlesen wird zwar geweckt, doch die Unsicherheit ist hier auch vertreten. Erfreulicherweise ist der zweite Band deutlich zugänglicher, wodurch auch meine Leseunterhaltung enorm stieg.
Im ersten Band warten sieben Geschichten auf den Leser auf, die zwischen 1965 und 1969 in Kōdanshas »Bessatsu Shōnen Magazine« herausgebracht wurden. Ein Blick auf die Seite der Erstveröffentlichungen zeigt auf, dass die Reihenfolge der Kapitel, was die zeitliche Veröffentlichung anbelangt, springt. Dieser Umstand lässt ein paar Fragen aufkommen. Im Band selbst gibt es keine Informationen, wieso dies in dieser Art und Weise umgesetzt wurde.
Der erste Band von »Kitaro« trägt den Zusatz »Kitaros Geburt« und thematisiert, wie es der Name schon vermuten lässt, die Geburt Kitaros. Mizuki greift auf groteske Zeichnungen zurück und beschreibt das Geschehen detailreich. Der Einstieg ist bizarr und anregend. Der Ablauf in »Kitaro« ist immer wieder für eine Überraschung gut und lässt sich durch seine kurzweiligen Kapitel angenehm lesen.

Elf Geschichten beinhaltet der zweite Band von »Kitaro«. Diese erschienen zwischen 1965 und 1966 im »Bessatsu Shōnen Magazine« von Kōdansha und springen zeitlich gesehen ebenfalls wie im Einstiegsband. Um an dieser Stelle Missverständnisse zu vermeiden: die Geschichten lassen sich problemlos lesen, ein loser roter Faden ist erkennbar. Umfangreich ist in diesem Band der Vierteiler »Der Krieg der Yōkai«, der als Zusatz auch den Band ziert.
Im zweiten Band gefällt mir der Einsatz von Kitaros Geisterkräften. Faszinierend finde ich zudem die Information, dass auch Halb-Yōkais existieren. Die Geschichte wird durch die neuen Einblicke schön umfangreich. Spannungsvoll ist aus meiner Sicht der Vierteiler »Der Krieg der Yōkai«. Der Kampf der japanischen Yōkais gegen die westlichen Monster, das Aufeinandertreffen und die Schlacht werden seitens Mizuki spannend inszeniert.
Der Klassiker »Kitaro« findet durch Reprodukt seinen wohlverdienten Release in deutscher Sprache. Umso besser, dass die Geschichte hierzulande in einer hochwertigen Aufmachung publiziert wird. Die Übersetzung ist spitze, das Rückenbild ein tolles Extra und der Preis für die Reihe unschlagbar, wodurch auch eher mal Manga-Leser dazu greifen, denen Bände über 10,00 Euro zu teuer sind. Der Lesespaß ist vorhanden und spätestens nach dem zweiten Band möchte man Kitaro und die anderen Yōkai bei ihren Abenteuern begleiten.
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