Heute wollen wir uns dem Thema Shōnen-Manga widmen und dabei besonders auf das »Weekly Shōnen Jump«-Magazin eingehen. Wir unternehmen in diesem Artikel eine kleine Zeitreise durch die Geschichte des Shōnen-Genres und der erfolgreichsten Reihen von Shūeishas Manga-Flaggschiff.
Die Anfänge der Shōnen-Manga
Bevor wir richtig in die Materie einsteigen, wollen wir uns zunächst anschauen, was überhaupt als Shōnen definiert wird. Der Begriff bedeutet übersetzt in etwa »Jugendlicher« oder auch »Junge« und bezeichnet gleichzeitig die Zielgruppe dieses Genres. Es richtet sich vor allem an ein junges männliches Publikum im Alter von acht bis achtzehn Jahren.
Obwohl es Manga bereits seit über 200 Jahren gibt, gewannen Shōnen-Geschichten erst zu Anfang des 20. Jahrhunderts an Popularität. »Shōnen Sekai« (1895 bis 1914) gilt als eines der ersten Magazine, die sich auf das Thema ausrichteten. Einen großen Boom erlebte das Genre schließlich in den 1950ern.

Ähnlich wie bei amerikanischen Comics erfreuten sich damals vor allem Science-Fiction-Storys großer Beliebtheit. Hierbei darf eine Schöpfung von »Manga-Gott« Osamu Tezuka nicht unerwähnt bleiben: »Astro Boy«, ein absoluter Manga- und Anime-Klassiker sowie einer der bis heute erfolgreichsten Vertreter des Shōnen-Genres.
Die Geburt der »Weekly Shōnen Jump«
Am 2. Juli 1968 veröffentlichte der Shūeisha-Verlag die erste Ausgabe der »Weekly Shōnen Jump«. Da zu jener Zeit bereits andere Shōnen-Zeitschriften auf dem Markt etabliert waren, etwa die »Weekly Shōnen Sunday«, ging das Magazin als Underdog ins Rennen.
Der erste große Hit erfolgte mit »Shameless School» (jap.: »Harenchi Gakuen«). Die Reihe sorgte damals für einige Kontroversen und gilt heute als erster moderner Ecchi-Manga. Für Shūeisha war der Erfolg ein Segen, da immer mehr Menschen auf die »Weekly Shōnen Jump« aufmerksam wurden.
Das Goldene Zeitalter der »Weekly Shōnen Jump«
Seinen absoluten Höhepunkt erreichte das Magazin in den 80ern und 90ern, weshalb diese Periode auch als »Goldenes Zeitalter« bezeichnet werden kann. Serien wie »Fist of the North Star« ließen die Abonnentenzahlen weiter in die Höhe schnellen, doch besonders ein Name lockte zu dieser Zeit die Leser an: Akira Toriyama.

Mit seinen Werken »Dr. Slump« und vor allem »Dragon Ball« hatte der Mangaka einen maßgeblichen Anteil am Erfolg des Magazins. Ihre heutige Ausnahmestellung mussten sich Son-Goku & Co. allerdings hart erkämpfen, denn damals war die Reihe ein regelrechter Exot im Shōnen-Genre, das nahezu allmächtige Helden dominierten.
Im Vergleich zu anderen Shōnen-Protagonisten begann Son Goku sein Abenteuer eher schwach und musste viele Jahre trainieren, um stärker zu werden. Auch der anfangs sehr weiche Zeichenstil fiel gegenüber der kantig gestalteten Konkurrenz aus dem Rahmen. Dies sollte dem Erfolg von Toriyamas Werk aber keinen Abbruch tun. Bis heute ist »Dragon Ball« hinsichtlich der Manga-Verkäufe die zweiterfolgreichste Marke von Shūeisha, nur geschlagen von »One Piece«.
Mit dem Ende des Original-»Dragon Ball«-Manga im Jahr 1995 und dem Abschluss von »Slam Dunk« im darauffolgenden Jahr endete das »Goldene Zeitalter« der »Weekly Shōnen Jump«. Durch das Aufkommen des Internets litten die Verkaufszahlen des Magazins zusehends, obwohl einige von Shūeishas erfolgreichsten Shōnen-Manga erst noch erscheinen sollten.
Von den »Big 3« in unsere Gegenwart
Die späten 1990er und die frühen 2000er Jahre waren die Geburtsstunde dreier besonderer Shōnen-Reihen, die in die Fußstapfen von »Dragon Ball« traten: »One Piece« von Eiichirō Oda, »Naruto« von Masashi Kishimoto und »Bleach« von Tite Kubo. Die bei uns im Westen oft als »Big 3« bezeichneten Serien waren offensichtlich von Toriyamas Action-Abenteuer geprägt und entwickelten sich zu großen Hits für Shūeisha.

Bei ihnen zeichnete sich ein Trend ab, den »Dragon Ball« zuvor begann. Wie Son Goku waren auch seine »Nachfolger« Ruffy, Naruto und Ichigo nicht von Beginn an übermächtige Kämpfer. Sie mussten viel erleiden und somit eine charakterliche Entwicklung durchlaufen, um zu starken Helden zu werden.
Obwohl »One Piece« und neuere Serien wie »Demon Slayer« oder »Jujutsu Kaisen« überaus erfolgreich sind, konnten auch sie nicht verhindern, dass die Verkaufszahlen der »Weekly Shōnen Jump« immer weiter zurückgingen. Vermutlich wird das Magazin nie wieder ein »Goldenes Zeitalter« wie zur »Dragon Ball«-Ära erleben, dennoch dürfte die Publikation noch immer genug namhafte Reihen in sich vereinen, um auch weiterhin relevant zu bleiben.
Was ist euer Lieblings-Shōnen der »Weekly Shōnen Jump«? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!