Die Synchronbranche in Japan ist knallhart! Der Weg zum Profi ist anstrengend und die Konkurrenz groß. Doch ist der beschwerliche Weg einmal gemeistert, genießen die japanischen Seiyūs eine hohe Popularität von inländischen (und auch ausländischen) Fans.
Mangaka Octo, hierbei handelt es sich um ein Pseudonym der »Ten Count«-Schöpferin Rihito Takarai, wählte in ihrer Reihe »Voice Rush!!« als Setting die japanische Synchronbranche aus. Viele Interviews wurden hierbei geführt, um einen gelungenen Blick hinter die Kulissen zu erhalten.
Hierzulande lizenzierte Hayabusa den Titel und startete die Veröffentlichung im Mai 2021. Unser Interesse wurde geweckt, weshalb wir für euch einen Blick in den ansprechenden Titel und seiner Thematik geworfen haben. Wie unser Eindruck ausfällt, verraten wir euch in dieser Kurzreview.
Inhalt
Toshiro gilt überall als ruppiger Rowdy, das liegt vor allem an seiner direkten Art und seiner markanten Stimme. Dabei hat er eigentlich ein gutes Herz. Um seiner Schwester ein Kunststudium ermöglichen zu können, arbeitet er neben der Schule hart.
Als sein Freund Yuta ihn zu einem Synchronsprecher-Casting mitnimmt und er erfährt, dass es bei einem Award als bester »Voice Actor« zehn Millionen Yen Preisgeld gibt, ist Toshiros Ziel klar: Er will der beste Synchronsprecher Japans werden!
Aufmachung
»Voice Rush!!« von Octo erscheint bei Hayabusa im Großtaschenbuchformat 12,5 x 18 cm als Softcover. Der erste Band weist 160 Seiten auf und beinhaltet die Kapitel 1 bis 5. In der Erstauflage liegt eine Postkarte bei. Als besonderes Extra bietet Hayabusa den deutschen Lesern passend zur Synchron-Thematik ein Interview mit deutschen Synchronschauspielern.
In diesem Band befindet sich ein Auschnitt des Interviews mit den drei Synchronschauspielerinnen Eleni Möller-Architektonidou, Jana Dunja Gries und Nicole Hise. Das komplette Interview lässt sich hier kostenlos abrufen. Die japanischen SFX hat der Verlag komplett retuschiert und getypesettet. Hayabusa versieht die Reihe mit einer Leseempfehlung ab 14 Jahren.
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Fazit
Vorhang auf für die japanische Synchronbranche! Mit »Voice Rush!!« von Mangaka Octo begleiten wir den Werdegang des sympathischen Toshiro zum Top-Sprecher Japans. Das der Protagonist von seiner Außenwelt fälschlicherweise als Delinquent wahrgenommen wird, bringt einen gewissen Charme mit sich. Octo zeigt schon früh auf, dass die Ausdrucksweise und das Verhalten des Charakters missinterpretiert werden.
Im Einstiegsband fokussiert sich die Autorin auf die oberflächliche Einführung der wichtigsten Figuren. Neben Toshiro werden seine Schwester sowie sein Kumpel wie auch die anderen Sprecher-Anwärter vorgestellt. Das Erzähltempo ist dabei schnell. Gehetzt wirkt das Geschehen jedoch zu keiner Zeit. Vielmehr verzichtet Octo auf Zwischensequenzen und konzentriert sich auf das Wesentliche.
Den Reiz der Reihe macht der Einblick in die Synchronbranche aus. Wie läuft es in Japan bei Castings in Sprecherwerkstätten ab? Welche Übungen werden durchgeführt und wie hoch ist der Leistungsdruck? Um hier einen realistischen Eindruck zu gewähren, führte Mangaka Octo zahlreiche Interviews. Der Eindruck in die Welt der Sprecher wirkt beim Lesen realitätsnah und zeigt schon früh die Schattenseiten auf.

Bemerkenswert ist der Aspekt, dass schon früh das Thema der Unfairness aufgegriffen wird. Hier gelingt es Octo eine wichtige Botschaft, insbesondere die Synchronbranche betreffend, zu übermitteln. Nicht nur die Stimme eines Seiyūs ist ausschlaggebend, gleichermaßen spielt die derzeitige Beliebtheit bei Fans und der Wunsch des Unternehmens und der Projektleiter eine zentrale Rolle bei der Jobvergabe.
Die synästhetische Wahrnehmung des Protagonisten (farbliche Wahrnehmung von Tönen) ist faszinierend. Wie er sich dabei im Vergleich zu den Anwärtern stellt, ist anregend. Bei der gewählten Thematik ist es bedauernswert, dass die Sprecherleistung durch das Medium Manga nicht transportiert werden kann, dennoch lässt sich das Geschehen ansprechend verfolgen.
Wer sollte »Voice Rush!!« eine Chance geben? Alle Leser, die ein bisschen Interesse an der japanischen Synchronbranche besitzen! Bedingt durch die geringe Seitenanzahl darf man hier jedoch keine Tiefe erwarten. Die Einblicke wie auch die Geschehnisse werden im ersten Band in kompakter Form dargestellt. Wer das nicht als Ausschlusskriterium ansieht, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren.