Anmerkung: Dieser Artikel umfasst nur das erste Kapitel von »Silence«.
»Silence« ist ein Boys-Love-Titel von der Mangaka ED. Dieser hat mich sehr beeindruckt und ebenso ein tiefes Gefühl bei mir hinterlassen. Für mich ist das recht ungewöhnlich, dass ich nach einem einzigen Kapitel schon so begeistert bin. Meistens brauche ich mindestens zwei Manga, ehe ich weiß: »Das spricht mich an«. Daher kann ich sagen: Der Manga ist etwas ganz Besonderes!
Worum geht es in »Silence«?
Wir alle kennen die Vorurteile: »Boys Love? Da geht es nur um Bettgeschichten«. ED veröffentlicht seit 2019 ein Artbook zum »Kinktober«. Explizite Kunstwerke gibt es. Aber bisher nicht in »Silence«. Es ist so viel mehr. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, die Geschichte von zwei Menschen zu entdecken, die sich kennenlernen.
»Gegensätze ziehen sich an.«
Aki ist Fotograf und gerade frisch aus dem Studium. Eigentlich fotografiert er am liebsten Landschaften und Tiere. Für den neuen Auftrag seiner Firma soll er eine Uhr ablichten. Dafür braucht es wohl oder übel ein Model. In der Bahn trifft er auf Sunao. Er scheint perfekt für Akis Projekt. Seine Ausstrahlung, die hellen Haare und sein Style gehen dem jungen Fotografen nicht mehr aus dem Kopf. Sunao ist wenig begeistert von der Idee. Erst wird er angerempelt und dann soll er noch Model stehen?

Warum ist »Silence« jetzt so besonders?
Wir haben hier zwei Charaktere, die aus komplett verschiedenen Welten zu kommen scheinen. Aki ist eher gesellig und hartnäckig. Er lässt sich von Sunaos Art einfach so auszurasten, nach dem man angerempelt wurde, nicht abschrecken. Als Fotograf kann er ihn nicht vergessen und versucht es ein zweites Mal. Sunao scheint mehr ein schizoider Persönlichkeitstyp zu sein. Mehr ein Typ à la »Mir-ist-Distanz-wichtig«. Er spielt hin und wieder in einer Band, aber es scheint nichts Festes zu sein. Über Sunaos Leben erfahren wir nicht mehr. Aki hingegen hat studiert und einen festen Job in einer Firma.
»Ist schön etwas zu haben, für das man brennt. Genau dabei fühlt man sich doch am lebendigsten«, sagt Aki zu Sunao als dieser zum Shooting zu ihm kommt. Die beiden kommen ins Gespräch und trotz der kurzen Zeit scheint Sunao ein bisschen aufzutauen. Alle Szenen berühren mich so sehr, weil ich fühlen kann, dass sie echt sind. Es scheinen nicht einfach »nur« zwei Manga-Charaktere zu sein, sondern Menschen mit einer eigenen Persönlichkeit. Zudem finde ich es sehr realistisch, dass zwei verschiedene Personen (hoffentlich) zueinander finden. Oft fasziniert uns das, was wir nicht haben. Es macht uns neugierig und lässt Dinge in einem neuen Licht erscheinen. So ergänzen sich zum Beispiel die beiden hervorragend. Viel wichtiger noch: Aki akzeptiert Sunao so wie er ist. Er ließ sich nicht durch die Situation in der Bahn irritieren und nahm es auch nicht persönlich. Für mich zeigt sich hier die wahre Charakterstärke!

In »Silence« geht es um Leidenschaft. Leidenschaft für die Kreativität. Aki liebt die Fotografie: Beim Kaffeetrinken mit Sunao fängt es an, aus ihm herauszusprudeln. Das Shooting selbst handhabt er jedoch sehr professionell. Oft haben Fotografen mit dem Vorurteil zu kämpfen, sie würden ja nur ins Bett wollen mit den Models. Das ist ein weitverbreiteter Irrglaube. So wie das Shooting bei Aki und Sunao anfangs läuft, ist es die Regel: Der Fotograf fragt, ob er das Model berühren darf – mal eben eine Haarsträhne, die im Gesicht hängt, zur Seite stecken. Genau das greift ED hier auf. Dies ist mir beim ersten Lesen direkt positiv aufgefallen.
»Silence« kannst du kostenlos auf Tapas (englisch) oder Animexx (deutsch) lesen. Das erste Kapitel gibt es auch im Online-Shop von ED für 10,00 Euro auf Deutsch oder Englisch zu kaufen. Die Story ist dir nicht kinky genug? Kein Problem! Schau einfach bei den Kinktober-Artworks bei ED vorbei. Sie erzählen die Geschichte ein wenig weiter.
