Anmerkung: Dieser Artikel umfasst nur den ersten Band von »Fruits Basket«.
Mit reichlich individueller Persönlichkeit ziert »Fruits Basket« die Mysterien seiner ersten Kapitel, ohne dabei zu genau auf einen roten Faden einzugehen. Nicht häufig kommt es vor, dass der erste Band eines Mangas mich trotz der teilweise schon leicht überraschungslosen Momente dermaßen in seinen Bann zieht.
Worum geht es in »Fruits Basket«?
In dem vom Natsuki Takaya kreierten Shōjo-Manga begleitet man die Geschichte der Vollwaise Toru Honda. Nach mehreren schwerwiegenden Schicksalsschlägen entscheidet sich die Schülerin dazu, in einem Zelt zu leben, um ihren Freundinnen nicht zur Last zu fallen. Als jedoch ein Erdrutsch das Zelt von ihr unter sich begrub, wurde Toru von Yuki Soma, einem Schulkameraden, eingeladen, bei ihnen unterzukommen. Im Haus der Somas angekommen, trifft sie auf einen weiteren Sprössling der Soma-Familie, Kyo. Dieser möchte unbedingt mit Yuki abrechnen. In dem Moment, als Toru die beiden Streithähne auseinanderhalten möchte, erfährt sie ein tiefgreifendes Geheimnis der Familie. Wenn die Angehörigen der Soma-Familie von einer Person des anderen Geschlechts umarmt werden, verwandeln diese sich in Tiere.
»Ich möchte nach Hause.« – Neben den zunächst leicht schüchternen Romance-Aspekten, sowie dem Rätsel rund um das Mysterium der Soma-Familie und deren Fluch, war für mich vor allem eine ganz bestimmte Frage von Relevanz – »Findet Toru endlich langfristig ein Zuhause?«. Was diese Frage anbelangt, so trifft die Autorin wohl eine der zutreffendsten Aussagen: Denn Heimat bzw. ein Zuhause ist dort, wo man sich selbst wohl, geborgen und willkommen fühlt.

Die Quintessenz von »Fruits Basket«
Natsuki Takaya schafft es in Ihrem Werk viele unterschiedliche Persönlichkeiten und deren Konflikte für mein Empfinden mit einer genialen Mischung aus Charme, Humor und Tiefgründigkeit auszuschmücken. Die Konflikte, mit denen man sich als Leser beschäftigt, stehen oftmals im Kontrast zueinander. »Ich wollte immer so sein wie er.« – Während Yuki den Fesseln seines Hauses eigentlich entkommen möchte, so träumt Kyo davon, endlich wieder Teil dessen zu sein und Anerkennung zu erlangen. All diese Konflikte zwischen den Charakteren haben mich mitgerissen, schlicht und ergreifend, weil sie sich natürlich anfühlen. Oftmals strebt man nach den Dingen, die man selbst nicht hat, ohne eigentlich zu wissen, wofür man dies tut. Yuki und Kyo beneiden sich gegenseitig für das, was der jeweils andere besitzt. Doch sich selbst können sie nicht akzeptieren. Schon so früh in einem Manga Einblicke in die Gedanken vieler verschiedener Charaktere zu bekommen, hat mich mehr als positiv beeindruckt.
»Niemals aufgeben, egal was kommt!«
So lautet das Motto der jungen Toru und steht gleichzeitig auch symbolisch für das, was diesen Charakter ausmacht. Zu Beginn erfahren wir schon von dem Verlust ihres Vaters in sehr jungen Jahren und von dem Unfall, der Ihrer Mutter Kyoko vor Kurzem das Leben nahm. In vielen kleinen Szenen merke ich einfach, wie sehr Toru an ihrer Mutter hängt … wie groß ihre eigentliche Trauer doch ist. Ein Bild von ihrer Mutter ist alles, was ihr blieb. »Ich muss sie unbedingt ausgraben! Sie kriegt keine Luft …!«, sagt Toru als sie panisch versuchte, das unter dem Erdrutsch begrabene Bild ihrer Mutter zu retten.

Toru ist eben nicht perfekt und frei von Fehlern, auch sie hat mit der Akzeptanz ihres Verlustes zu kämpfen. Das macht sie nur umso menschlicher. Doch anstatt nur all das Negative zu sehen, wandelt sie ihre Trauer in eine unermesslich große Motivation der Selbstständigkeit um. Während viele Menschen sich von scheinbar »großen« Rückschlägen jahrelang frustriert runterziehen lassen, zeigt die Thematik rund um Toru und ihrer Familie, dass es immer Menschen gibt, denen es bedeutend schlechter geht. Menschen, die trotz dessen weiter machen und ihre Ziele verfolgen. Toru stellt für mich das Sinnbild eines Zwiespaltes zwischen einer hoffnungsvollen Zukunft und dem Gefühl von zunächst unerklärlich übertriebenem Optimismus dar. Wie Toru hier mit ihrem eigenen Schicksal umgeht, war für mich schon fast inspirierend, obgleich ihr »Über-Optimismus« schon etwas beängstigend ist.
In »Fruits Basket« ist die Handlung bislang oftmals vorausschaubar und eindeutig, wie zum Beispiel, dass sich im Hause der Somas verschiedene Konflikte anbahnen. Die Aufmachung dessen innerhalb der sehr eigenen Mischung hat mich jedoch unfassbar gefesselt und in einen Sog getrieben, in dem ich immer mehr über diese einzelnen unterschiedlichen Individuen und das Geheimnis hinter der Familie Soma erfahren wollte. Hier hat jeder einen ganz eigenen Charakter, seine ganz eigenen Motivationen und nicht selten konnte ich mich als Leser darin wiedererkennen. »Fruits Basket« ist eben viel mehr als nur ein Shōjo-Manga für Mädchen.

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