Provokant, realistisch und hochdramatisch: In der Manga-Reihe »She likes gay boys but not me« (jap.: »Kanojo ga Suki na mono wa Homo Deatte Boku de wa Nai«) erzählen Naoto Asahara (Story) und Akira Hirahara (Zeichnungen) eine sensible Slice-of-Life-Geschichte über das Thema Coming-out und gesellschaftlicher Akzeptanz. Wir haben für euch einen Blick in den ersten Band der Manga-Reihe geworfen und verraten in dieser Review unseren Eindruck.
Inhalt
Jun hat eine Affäre mit einem älteren Mann, verheimlicht seine Homosexualität und hat lediglich die anonyme Internetbekanntschaft »Mr. Fahrenheit«, der er sein Gefühlsleben offenbaren kann. Mit Miura, seiner Boys-Love-liebenden Klassenkameradin, geht er eine Beziehung ein, um herauszufinden, ob er Teil der gesellschaftlichen »Normalität« sein kann …
Aufmachung
Hayabusa veröffentlicht »She likes gay boys but not me« im Großformat 14,5 x 21 cm als Softcover. Der erste Band umfasst 212 Seiten und bietet die ersten vier Kapitel. Die japanischen SFX hat der Verlag retuschiert und getypesettet. Hayabusa versieht die Reihe mit einer Leseempfehlung ab 14 Jahren. Der Manga wurde aus dem Japanischen von Carina Dallmeier (»The Gender of Mona Lisa«, »Nie wieder Minirock!«) übersetzt.
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Fazit
Mit »She likes gay boys but not me« veröffentlicht Hayabusa eine sensible Slice-of-Life-Geschichte über das Thema Coming-out und gesellschaftlicher Akzeptanz. Bei der dreiteiligen Manga-Reihe handelt es sich um eine Gemeinschaftsarbeit von Naoto Asahara (Story) und Akira Hirahara (Zeichnungen). Inhaltlich sticht der Titel mit seiner realistischen und provokanten Art auf, die hochdramatisch und anregend inszeniert ist.
Als Protagonist in der Geschichte fungiert der homosexuelle Schüler Jun. Er verbirgt vor seinem Umfeld seine sexuelle Orientierung. Unter Gleichgesinnten ist dies nicht der Fall. Provokant stoßen einem die unangemessenen Aussagen einiger Charaktere auf, die sich abwertend auf Personen vom anderen Ufer richten. Die Phrasen in diesem Zusammenhang, die nicht immer böswillig gemeint sind, entsprechen der Wirklichkeit. Den Mangakas gelingt es hierbei, dem Leser ohne Weiteres ein enttäuschtes Seufzen sowie Kopfschütteln zu entlocken.
Interessant in dieser Reihe ist das Verhältnis zwischen Jun und einem verheirateten Familienvater. Aufregend wird die Beziehung der beiden, in der auch die Intimität dazugehört, dargestellt. Die Beweggründe des Mannes und sein sexueller Fetisch werden hierbei neutral und ordentlich aufgezeigt. Das Zusammenspiel der beiden Figuren und deren Liebe, die sie füreinander empfinden, kommt ordentlich herüber. Zeichnerisch werden zudem realistische Empfindungen in entsprechenden Körperregionen abgebildet.

Eine große Stärke von »She likes gay boys but not me« ist die Gedankenwelt von Jun. Als Leser erhalten wir einen ausführlichen Einblick in seine Gedankenwelt. Seine Figur ist komplex, wodurch sein Handeln in den verschiedenen Situationen nachvollziehbar sind. Auch die Interaktionen mit anderen Charakteren haben ihren ganz eigenen Charme und tragen spürbar zur Geschichte bei. Schrittweise lernen wir die Charaktereigenschaften von Jun kennen, die aber auch von seinem Umfeld angesprochen werden.
Eine abgeklärte Persönlichkeit, die mit Zweifeln bezüglich der sexuellen Orientierung und der gesellschaftlichen Akzeptanz zu kämpfen hat. Die Gesellschaft gibt Jun den Eindruck, dass er sich auf dem falschen Weg befindet. Er möchte sich anpassen, nicht »anders« sein. Er möchte nicht von sich selbst angewidert sein. Aus diesem Grund gibt er sich oftmals selbst die Schuld für die Fehler der anderen, wenn diese sich einen Fehltritt für unangemessene Aussagen erlauben.
Der Druck auf Jun ist so immens, dass er sich auf eine Beziehung zum anderen Geschlecht einlässt. Hierbei entstehen zahlreiche Konflikte, die in der Geschichte solide aufgegriffen werden. Viele Meinungen treffen aufeinander und besitzen ein enormes Konfliktpotenzial. Ist dieser Schritt grundlegend richtig oder falsch? Die Frage lässt sich aus meiner Sicht nicht so einfach beantworten. Was diesen Aspekt anbelangt, punktet der Manga auf ganzer Linie. Wie die Figuren in der Reihe selbst, so ist man auch als Leser, was dies angeht, ziemlich hin- und hergerissen.
Eine gewisse Dramaturgie wird durch die Internetbekanntschaft »Mr. Fahrenheit« ausgelöst. Da Jun ein verschlossener Mensch ist und sich nur seiner Internetbekanntschaft öffnet, ist die angespannte Atmosphäre in den Panels wahrnehmbar. Der Einstiegsband von »She likes gay boys but not me« sorgt für eine anregende Lesezeit. Die Inhalte regen zum Nachdenken an und auch nach Abschluss des Bandes verbleiben die Gedanken bei Jun und den anderen.
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