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    »Boy’s Abyss« – Die Sehnsucht nach dem Tod

    Von Robin Lauer24. Juli 2022
    BOY'S ABYSS © 2020 by Ryo Minenami/SHUEISHA Inc.

    Anmerkung: Dieser Artikel umfasst nur die ersten beiden Bände von »Boy’s Abyss«.

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    In der mysteriösen Slice-of-Life-Geschichte »Boy’s Abyss« (jap.: »Shōnen no Abyss«) von Ryō Minenami begleiten wir den jungen Reiji auf seiner Suche nach einem Ausweg aus dem Trott seiner Heimatstadt. Der Manga erscheint seit August 2021 bei altraverse und besitzt aktuell vier Bände in deutscher Fassung. Am 26. August 2022 soll Band 05 erscheinen. In Japan sind bisher neun Bände erhältlich.

    Worum geht es in »Boy’s Abyss«?

    Reiji lebt gemeinsam mit seinem Bruder, seiner Mutter und seiner Großmutter in einer eher ländlichen Stadt. Von seiner Familie mehr ausgenutzt als geliebt und von seiner Heimatstadt verlassen, treibt es ihn in eine Art Hoffnungslosigkeit, aus der er selbst nicht herausfindet. An einem alltäglich tristen Tag trifft er auf Nagi Aoe, ein Mitglied der Idol-Gruppe »Acrylic«. Sie erzählt ihm von einem ganz besonderen Ort in der Stadt, der angeblich dafür bekannt sein soll, dass Liebespaare dort einen gemeinsamen Suizid begehen. Dieser Ort wird auch der Liebesabgrund genannt.

    BOY’S ABYSS © 2020 by Ryo Minenami/SHUEISHA Inc.

    »Wollen wir gemeinsam Selbstmord begehen?« – Die zunächst undurchschaubare Nagi stellt Reiji recht schnell eben jene Frage. Zögerlich ist Reiji diesem Gedanken nicht abgeneigt. Beide sind von ihrem Leben gezeichnet und entscheiden sich dafür, selbst gemeinsam den Tod zu suchen. Doch bevor sie das tun können, werden sie von Reijis Lehrerin gestoppt.

    Warum fasziniert mich der erste Band?

    Die Stärke des ersten Bandes von »Boy’s Abyss« liegt darin, frühzeitig nicht zu klar definierte Gedanken der Figuren zu liefern. Dadurch erfahren wir potenzielle Motive für das Handeln von Reiji oder Nagi Aoe, werden aber nicht mit zu simplen Antworten abgewickelt. Vielmehr entstehen aus den Infos neue spannende Fragen, dessen Antworten man unbedingt erfahren möchte. Ein Beispiel für diese Stärke ist Reijis Vergangenheit. Wir verstehen, warum er den Tod herbeisehnt und für sich selbst darin etwas Schönes sieht. Seine familiären Verhältnisse sind eine reine Katastrophe, und die einzige Person, die ihn so wirklich von dem Leid ablenken kann, ist seine Kindheitsfreundin Chako. Sie wiederum hat im Gegensatz zu ihm das Ziel, die Stadt und somit Reiji zu verlassen. Ich kann seine Gründe entsprechend nachvollziehen, gleichzeitig frage ich mich, wie diese Verhältnisse entstanden sind und was es mit Reijis ehemaligem besten Freund auf sich hat.

    »Sie ist ein Mensch und hat einen Grund, weshalb sie sich nach dem Tod sehnt.«

    Im Laufe der Geschichte erfährt Reiji immer mehr Details über Nagi, doch nur wenig liefert ihm eine Erklärung darüber, weshalb sie sich nach dem Tod sehnt. Nachdem die beiden ihre erste Nacht gemeinsam verbringen, erfährt Reiji, dass Nagi verheiratet ist und das nicht mit irgendeiner Person, nein, sondern mit dem Autor Kosaku Esemori, der jenes Märchen über den Liebesabgrund schrieb. Eine sehr zwielichtige Person, die mir aktuell noch ein großes Rätsel ist. Nach außen wirkt er scheinbar nett, doch er hat auch etwas Unheimliches an sich. Nagi erzählt, dass sie von ihrem Leben als Idol-Star eine Auszeit braucht.

    BOY’S ABYSS © 2020 by Ryo Minenami/SHUEISHA Inc.

    »Ich habe nur keinen Grund zu leben.« – Am Abend, an dem die beiden gemeinsam in den Abgrund springen wollten, erfährt Reiji jenen Grund für Nagis Wunsch nach dem Tod. Eine Begründung gibt es nicht, doch genauso wenig gibt es für Nagi keinen Grund weiterzuleben. Sie hatte nie das Gefühl, von einer Person aufrichtig geliebt worden zu sein. Reiji selbst realisiert im Anblick des Todes, dass er mehr am Leben hängt, als er zunächst dachte.

    Mich überzeugt es vollends, wie es Ryō Minenami schafft, ihren Charakteren individuelle Tiefe zu geben. Auch die eigentliche Handlung hat mich samt ihren mysteriösen Nebengeschichten jederzeit mitgerissen. Die düstere Stimmung in der Gedankenwelt der Charaktere nimmt mich völlig mit und man merkt jederzeit eine gewisse Anspannung. Während Reiji das Paradebeispiel für eine innerliche Depression ist, nämlich die angestaute Hoffnungslosigkeit mehrerer Missstände in seiner Umgebung und Vergangenheit, so gegensätzlich ist Nagi. Sie fühlte sich schlicht nie aufrichtig geliebt und trotz ihres Erfolges als Idol fehlt ihr ein sinnvoller Grund im Leben.

    Auch wenn ihr Grund deutlich simpler beschrieben wird als der von Reiji, besitzt dieser für mein Empfinden eine viel stärkere Aussagekraft. Viele Menschen finden sich irgendwo in einer ähnlichen Situation wieder, während Reijis Schicksal zwar nachvollziehbar, aber deutlich individueller ist. Das Gefühl jedoch nicht aufrichtig geliebt zu werden, egal von welcher Person sowie ein fehlender Grund im Leben sind Missstände, mit denen viele Menschen zu kämpfen haben. Oftmals sehen wir nur die Fassade eines Menschen. So wie wir in Nagi ein erfolgreiches Idol sehen, so möchte sie nur aufrichtige Liebe spüren und einen Grund zum Weiterleben finden. Im Kern hält sich die angesprochene Tiefgründigkeit jedoch in Grenzen, da es eher ein Kratzen an der Tiefgründigkeit ist. Die Mischung innerhalb des Auftaktbandes ist für mein Empfinden nahezu perfekt und sorgt regelmäßig für geniale Momente.

    Am Abgrund von »Boy’s Abyss«?

    Im zweiten Band erfahren wir, dass Reijis Lehrerin Yuri Shibasawa die beiden rechtzeitig im Regen entdeckt und vorerst vor dem Tod »rettet«. Yuri nimmt Reiji mit zu sich nach Hause. So weit, so gut. Was danach folgte, war für mich eine Reihe unglücklicher Zustände. Dass genau diese Lehrerin auch an starken Depressionen leidet und natürlich, wer hätte es gedacht, sich auf körperlicher Ebene zu Reiji hingezogen fühlt, lässt die Glaubwürdigkeit des Titels stark abfallen. Die Inszenierung ist für mein Empfinden viel zu willkürlich und künstlich. Anstatt einem Drama zu folgen, welches die Tiefe der Charaktere in den Vordergrund stellt, überkam mich nun mehr das Gefühl, dass sich dieser Titel in ein halbes Harem-Werk umwandeln könnte. Es wird zwar angedeutet, dass Yuri sich auch um das Wohlbefinden von Reiji sorgt, nur ist es eine komplett irrationale Handlungsweise von ihr.

    BOY’S ABYSS © 2020 by Ryo Minenami/SHUEISHA Inc.

    Neben dieser für mich schwer zu lesenden Kost gab es aber auch kleine Hoffnungsschimmer. Immerhin wurde im zweiten Band mit Chakos Geschichte und ihrem Kontakt zu Esemori eine deutlich anregendere Erzählung geboten. Auch zeigt Reijis Kindheitsfreund Gen eine andere Seite von sich, was mir persönlich gefiel, wodurch seine Figur an Interesse gewinnt.

    Leider gelang es dem zweiten Band von »Boy’s Abyss« nicht, meine Erwartungen zu erfüllen. Dabei ist die reine Entwicklung nicht einmal das große Problem. Vielmehr wirkt all dies, was geschieht, extrem aufgezwungen und unnatürlich. Das Spiel mit dem Tod und der Wunsch nach dem gemeinsamen Suizid wird für mich mit der Darstellung von Reijis Lehrerin zu sehr ins ad absurdum geführt. Wir haben gerade erst gelernt, Reijis Gedankenwelt nachzuvollziehen und persönlich hätte ich mir hier einen gänzlichen anderen charakterlichen Fokus gewünscht. Der Manga bleibt für mich zwar weiterhin ein spannender Titel, doch die erste Fortsetzung von Ryō Minenami konnte mich bedauerlicherweise nicht überzeugen.

    BOY’S ABYSS © 2020 by Ryo Minenami/SHUEISHA Inc.

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