Mit der erweiterten Ausgabe von »Der spazierende Mann« (jap.: »Aruku Hito«) spendiert der Carlsen-Verlag dem bekanntesten Werk des mehrfach preisgekrönten Autoren Jirō Taniguchi erstmals einen deutschen Release in japanischer Leserichtung und mit über 30 unveröffentlichten Seiten. Wir haben uns die schlichten Erzählungen durchgelesen und schildern in diesem Beitrag unseren Eindruck.
Inhalt
Einmal innehalten im hektischen Alltag. Kurz loslassen und zu einem Spaziergang aufbrechen und die sonst unscheinbaren kleinen Dinge des Lebens bewusst wahrnehmen. Oft reichen schon ein paar Schritte, damit sich völlig neue Perspektiven eröffnen.
Der spazierende Mann nimmt sich Zeit – im Grünen, in der Stadt, für seine Mitmenschen. Um Vögel zu beobachten, enge Gassen zu erkunden, in eine Astgabel zu klettern oder ein heimisches Bad zu nehmen. Auf seinen kurzen Ausflügen in die nähere Umgebung hat er Muße genauer hinzusehen, vergessene Freiheiten wieder zu entdecken und ein stilles Glück im Augenblick zu erleben.
Aufmachung
Bei der erweiterten Ausgabe der Slice-of-Life-Geschichte »Der spazierende Mann« handelt es sich um ein Hardcover im Format 17,3 x 24,5 cm. Die Neuausgabe kommt hierzulande erstmals in japanischer Leserichtung auf den Markt und bietet 21 kurze Kapitel und zahlreiche Farbseiten. Am Ende des Bandes wird ein Nachwort von Hirokazu Koreeda (Regisseur von »Shoplifters – Familienbande«) geboten.
Die japanischen SFX wurden retuschiert und getypesettet. Der Verlag versieht die Reihe mit einer Leseempfehlung ab 14 Jahren. Der Manga wurde aus dem Japanischen von John Schmitt-Weigand (»Lone Wolf & Cub«, »Mars«) und aus dem Französischen von Ulrich Pröfrock (»Die Bombe – 75 Jahre Hiroshima«) übersetzt.
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Fazit
Wir leben in einer schnelllebigen Welt, was durch die sozialen Medien noch einmal stark vorangetrieben wird. Eine Entschleunigung ist wichtig und darf vor allem in diesen Zeiten nicht vergessen werden. Die kurzen Erzählungen in »Der spazierende Mann« wurden zwischen den Jahren 1990 und 1998 in Japan herausgebracht. Schlicht, kurz und mit dem Blick auf das Alltägliche lässt sich etwas Positives von dem spazierenden Mann lernen.
Der Protagonist in dieser Geschichte ist namenlos. Für die Art der Erzählung, die uns Jirō Taniguchi hier bietet, ist der Name des Herren im mittleren Alters irrelevant. Wir begleiten ihn einfach bei seinen Spaziergängen. In einer ländlichen Region ist er wohnhaft und verheiratet. Später erhält die Familie Zuwachs von einem Hund, der unseren Protagonisten in einigen seiner Ausflüge begleitet.
Erstaunlich empfinde ich in diesem Werk, welch beruhigende Stimmung beim Lesen vermittelt wird. Sofern man sich auf die Erzählungen einlassen kann, findet man sich selbst in einer ganz entspannten Lage wieder. Taniguchi verwendet wenige Dialoge und lädt uns stattdessen auf einen gemütlichen Spaziergang ein, um einfach unseren Blick und unsere Gedanken den alltäglichen Dingen im Leben zu widmen und dadurch neue Sachen kennenzulernen.

Die Geschichte wird nicht jedem zusagen, das sollte von vornherein klar sein. Wer mit den Werken von Taniguchi vertraut ist, wird hier mit großer Wahrscheinlichkeit auf seine Kosten kommen. Als Einstieg in die Werke von Taniguchi eignet sich dieser Einzelband meiner Ansicht nach ideal, da man die Erzählungen zwischendurch in aller Ruhe lesen kann, um einfach mal herunterzukommen.
Beeindruckend sind die Menge an Details, die Taniguchi jedem Panel hinzufügt. Sei es die Landschaft, Architektur, Kleidung oder der Himmel, der Schöpfer steckt viel Herzblut in jede einzelne Zeichnung, die förmlich zum Verweilen einladen. In Kombination mit den Erlebnissen des spazierenden Mannes, der seine Freude an kleinen Momenten und den Interaktionen mit seinen Mitmenschen, auf die er dabei so trifft, findet, wird ein wunderbares und entspannendes Leseerlebnis geboten.
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