Der taiwanesische Illustrator und Bilderbuchautor Jimmy Liao ist für seine tiefgründigen Bildergeschichten für Erwachsene bekannt. Bei dem in der Schweiz ansässigen Verlag Chinabooks sind bereits einige Publikationen des Künstlers herausgekommen. Was möchte uns der Schöpfer wohl in dieser vorliegenden Geschichte »Der Klang der Farben« mitteilen? Unseren Eindruck zu dem Werk teilen wir in diesem Beitrag.
Inhalt
»In dem Jahr, als der Engel am Eingang zur U-Bahn von mir Abschied nahm, erblindete ich allmählich. An meinem fünfzehnten Geburtstag, einem Morgen im Herbst, nieselte es draußen. Ich fütterte meine Katze, und um fünf nach sechs betrat ich die U-Bahn.« Ein blindes Mädchen entschließt sich an seinem 15. Geburtstag dazu, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Mit Furcht und Zittern steigt sie in die U-Bahn und fährt von einer unbekannten Station zu einer anderen unbekannten Station.
Auf ihrer Reise schwelgt sie in Erinnerungen, tastet sich in ihrer in Dunkelheit gehüllten Welt voran, gleichzeitig findet sie aber auch neue Hoffnung und Orientierung. Als sie sich in den unterirdischen Gewölben verirrt, entdeckt sie neue Ausgänge. Sie bedient sich ihrer Vorstellungskraft, um sich eine bunte, imaginäre Welt um sie herum auszumalen, um Trost in ihrer Einsamkeit zu finden. Sie sucht nach und findet auf ihrer Reise Antworten für ihr Leben. Eine Reise in die Imagination.
Aufmachung
Die vollfarbige Bilderbuchgeschichte »Der Klang der Farben« erscheint bei Chinabooks im Großformat 20,5 x 24 cm als Softcover mit Klappenbroschur. Der Einzelband umfasst ca. 128 Seiten. Preislich liegt das Werk bei 24,90 Euro. Neben der Bestellung über den Buchhandel oder gängigen Online-Shops ist auch ein Kauf über den Webshop des Verlags möglich.
Wer in Deutschland wohnt und im Webshop des Verlags einkauft, bezahlt kein Porto, während österreichische Kunden eine Versandkostenpauschale in Höhe von 6,00 Euro entrichten. Für die Übersetzung aus dem Chinesischen zeichnet sich Marc Hermann (»Die Ballade von den Himmelsstürmern«) aus.
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Fazit
Mit der Bilderbuchgeschichte »Der Klang der Farben« schafft Jimmy Liao eine melancholische und hoffnungsvolle Geschichte. Im Mittelpunkt des Geschehens steht ein fünfzehnjähriges, blindes Mädchen. Mehr wissen wir über sie nicht, weder liegt uns ein Name noch sonst eine Information vor. Für die Erzählung ist dies unerheblich. Stattdessen erhalten wir Einblicke in ihr inneres, ihrer Ängste, aber auch ihrer Lebensfreude.
Das Leben bietet viele bunte und erfreuliche Ereignisse, aber auch graue und traurige Momente, die sich mit den Augen verfolgen lassen. Doch was aber geschieht, wenn man sein Augenlicht verliert und fortan die Dunkelheit der stetige Begleiter ist? Wie geht man mit dem Gefühl der Einsamkeit um? Wie gelingt es einem, seine Lebensfreude nicht zu verlieren und auch in dieser Dunkelheit nach seinem Licht zu suchen?
Unsere Protagonistin verliert ihren Schutzengel (das Augenlicht). In einer der Seiten ist ein weiterer Schutzengel zu sehen, der das Mädchen beschützt. Durch ihr verlorenes Augenlicht erkundet sie ihre Umgebung und lässt ihrer Vorstellungskraft dabei freien lauf. Hier überzeugt Jimmy Liao mit prächtigen und farbenfrohen Illustrationen, in der das surreale die Realität trifft und alles miteinander vermischt.

Wir erhalten Einblicke in die Kindheitserinnerungen, was unsere Protagonistin gerne wieder mit ihren eigenen Augen sehen möchte. Ein Hauch von Melancholie macht sich breit, wodurch man als Leser aufgewühlt wird. Emotionen, die sich nachempfinden lassen und Ereignisse, die vertraut sind. In kurzen Sätzen werden die Empfindungen (Worte) mitgeteilt, die in Kombination mit den Illustrationen einen nachdenklichen Eindruck hinterlassen.
Die Fantasie ist eine starke Fähigkeit, die es dem Menschen ermöglicht, sich sein Umfeld so zu gestalten, wie man es gerne möchte. Fantasie ermöglicht dem Anwender, seine dunkle Welt in eine farbenfrohe Umgebung zu ändern und sich dabei witzige und unterhaltsame Begegnungen oder Erlebnisse vorzustellen. Eine Fähigkeit, die im Laufe der Zeit immer weiter dem realistischen Denken weicht. Hier setzt meines Erachtens Jimmy Liao einen Impuls.
Auf der Suche nach der Hoffnung. Die Vorstellung, dass das Glück ganz nah sein könnte, und man es selbst einfach nicht sieht. Überall lauern Gefahren, doch Wunden heilen und der Schmerz gerät in Vergessenheit. Der Abschied könnte jederzeit vonstattengehen, doch bietet das Leben viel Erfreuliches. »Der Klang der Farben« erzählt eine melancholische und zugleich hoffnungsvolle Geschichte über ein erblindetes Mädchen, was einen gelungen zum Nachdenken anregt.
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