Als die Frühjahrs-Season 2022 anbrach, entfachte die Erzählung von Junpei und seiner Leidenschaft für das Ballett eine weltweite Begeisterung unter den Anime-Fans. Seit April 2023 lässt sich die anregende Manga-Reihe »Dance Dance Danseur«, die Quelle des gefeierten Anime, unter der Flagge von TOKYOPOP auf Deutsch verfolgen.
Aus dem Japanischen wird das Werk von Miryll Ihrens übertragen. Für die redaktionelle Betreuung der Seinen-Geschichte zeichnet sich Natalie Tonak aus. Da wir selbst große Fans von »Dance Dance Danseur« sind, haben wir ein kurzes Interview mit Natalie geführt.
Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen des Interviews! Teilt uns auch gerne mit, wie euch bisher der Manga gefällt und was ihr besonders toll an der Erzählung findet. Wir und TOKYOPOP freuen uns auf eure Kommentare!
Interview mit Natalie über »Dance Dance Danseur«
Hallo Natalie! Danke, dass du dir die Zeit für das Interview über den Seinen-Titel »Dance Dance Danseur« nimmst. Möchtest du dich unseren Lesern vorstellen und kurz erklären, was deine Aufgaben im TOKYOPOP-Team sind?
Natalie: Hallo, vielen Dank für die freundlichen Worte! Ich habe zu danken, dass ich über »Dance Dance Danseur« schreiben darf, da der Titel mir sehr am Herzen liegt.
Ich arbeite bei TOKYOPOP als Redakteurin für Shōnen-, Seinen- und Josei-Titel. Das heißt, ich schaue mich um, welche vielversprechenden Titel es auf dem japanischen Markt gibt, ich gebe die Titel in die Übersetzung, lektoriere und korrigiere die Manga, verwalte den Papierkram für externe Mitarbeiter, setze Verträge auf, koordiniere die Kommunikation mit den japanischen Verlagen, gebe Input für das Marketing, organisiere Extras, und, und, und.
Kurz gesagt: Ich bin die Hauptorganisationsschnittstelle für meine Titel und quasi überall gleichzeitig. Der ein oder andere Schattendoppelgänger wäre manchmal schon hilfreich. 😀
Wie sieht dein Arbeitsalltag als Manga-Redakteurin aus?
Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich, deshalb ist jeder Tag schon sehr unterschiedlich. Da jeden Monat Manga erscheinen, haben wir auch einen monatlichen Produktionsrhythmus. Es gibt Tage, an denen sitze ich stundenlang und bearbeite die Übersetzungen, die mir eingereicht werden. An anderen Tagen muss ich 30 Verträge aufsetzen und verschicken.
Dann wiederum haben wir ein Teammeeting, bei dem ich all meinen Kollegen die neuen Lizenzen vorstelle oder bespreche ein neues Logo mit unseren tollen Grafikdesignern in der Herstellungsabteilung. Und zwischendrin trudeln die ganze Zeit Mails rein, die recht zügig beantwortet werden müssen.
Genug der Vorworte, stürzen wir uns gemeinsam in den Seinen »Dance Dance Danseur«. Der Klappentext gewährt schon einen ersten Einblick in den Titel. Wie würdest du »Dance Dance Danseur« beschreiben? Worum geht es denn in der Geschichte? Worauf dürfen sich die Sport- und Seinen-Fans bei »Dance Dance Danseur« am meisten freuen?
Junpei ist ein junger Mann, der schon seit seiner Kindheit vom Ballett begeistert ist und auch ein natürliches Talent dafür hat. Doch dann trifft ihn ein Schicksalsschlag: Sein Vater, ein bekannter Martial-Arts-Kämpfer, stirbt völlig unerwartet. Junpei empfindet es als seine Pflicht, in die Fußstapfen seines Vaters zu schlüpfen und hängt die Tanzschuhe an den Nagel.
Aber als er in der Mittelschule Miyako kennenlernt, die ebenfalls Ballett tanzt, kann er seinen alten Traum nicht länger unterdrücken. Doch nun fehlen ihm viele Jahre Erfahrung im Tanz, sein Kampfkunsttraining ist Fluch und Segen zugleich und sein enges Bild von Männlichkeit hemmt ihn zusätzlich.
Egal, ob man Sport-Manga oder Coming-of-Age-Geschichten liebt, bei »Dance Dance Danseur« wird beides meisterhaft miteinander verwoben.
Was macht Junpei und seine Geschichte für dich so besonders? Wer sollte sich diese Reihe deiner Meinung nach auf keinen Fall entgehen lassen?
Die meisten Sport-Manga auf dem deutschen Markt kommen aus dem Shōnen-Segment. Dadurch, dass »Dance Dance Danseur« aber ein Seinen-Titel ist, kann er die Rahmenbedingungen realistischer darstellen und gewinnt so meiner Ansicht nach an narrativer Fallhöhe.
Es geht eben nicht nur darum, die Schulsportmeisterschaft zu gewinnen. Sondern auch darum, sich schon früh zu überlegen, ob es für eine Karriere reicht, ob man seinen Lebensunterhalt und die teure Ausbildung finanzieren kann, und auch darum, wie die Erwachsenen im Geschäft vielleicht den jugendlichen Idealismus versuchen, für ihre Zwecke auszunutzen.
Auch die Charaktere sind ungewöhnlich realistisch. Sie alle haben Ecken und Kanten, an denen sie wachsen können und die sie darum nicht minder sympathisch machen. Am Ende jedes Bandes hat man das Gefühl, dass die Charaktere nicht nur als Sportler, sondern auch als Menschen gewachsen sind und mit ihnen natürlich auch ich als Leser.

Wie seid ihr denn eigentlich auf den Manga aufmerksam geworden? Spielte die bezaubernde Anime-Umsetzung aus dem renommierten Studio MAPPA eine Rolle?
Unsere Kollegin Anja aus dem Vertrieb ist großer Fan des Anime und lag mir ständig in den Ohren, dass wir den Manga unbedingt bringen müssten. Auch andere aus dem Team ließen sich anstecken. Also schaute ich natürlich in den Manga rein und war sowohl von der Geschichte, als auch von den Zeichnungen begeistert. Funfact: Ich selbst habe vom Anime außer den Trailer nichts gesehen.
Man merkt bereits am Anfang der Geschichte, dass Junpei schon als Kind für seinen Wunsch Balletttänzer zu werden ausgelacht und gehänselt wurde. War das sozialkritische Thema ein Grund dafür, dass ihr den Titel in euren Katalog aufgenommen habt?
Ich würde das gar nicht unbedingt als sozialkritisch bezeichnen und auch nicht auf die Frage von Geschlechterstereotypen verengen wollen. Vielmehr motiviert Junpeis Weg, sich mutig selbst zu zeigen und Vertrauen zu haben, auf diese Weise sein Glück zu finden. Das hat für alle möglichen Lebensbereiche Geltung.
Sich für andere zu verstellen bringt nichts. Diese Reise ist es, auf die wir den Leser gerne mitnehmen wollten.
Ein kurzer Exkurs: Wie läuft denn so eine Lizenz-Verhandlung ab und klappte alles bei diesem Titel z. B. auf Anhieb?
Dafür haben wir eine eigene Abteilung, sodass ich gar nicht so viele Details nennen kann. Für mich heißt es: Lizenz und Konzept einreichen und Daumen drücken. Irgendwann kommt dann eine Antwort. Aber ja: Bei »Dance Dance Danseur« lief es ganz schnell und reibungslos.
Zurück zum eigentlichen Thema: Aus welchem Grund habt ihr euch für eine Publikation in Doppelbänden entschieden? Was sprach gegen einen Release in regulären Bänden? Lag es unter anderem an dem Umfang der Reihe?
Ja, die Länge der Reihe ist ganz klar der Grund. Wir wollen den Lesern die Möglichkeit geben, schnell zum aktuellen Stand aufzuschließen, und natürlich den Anime-Zuschauern, an dem Punkt einzusteigen, an dem die Serie endet. Bei langen Reihen hören wir von den Lesern oft den Wunsch nach Doppelbänden und dem wollten wir hier nachkommen.

Seit April [2023] ist der Auftaktband von »Dance Dance Danseur« im Handel vorzufinden und zwei weitere Folgebände habt ihr mittlerweile auch herausgebracht. Wie kam die Reihe bisher bei den Fans an? Seid ihr zufrieden mit den Verkaufszahlen oder ist da noch etwas Luft nach oben vorhanden?
Da ist eindeutig Luft nach oben. Auch wenn bei den Lesern durch Leuchtturm-Reihen wie »Haikyu!!« und »Blue Lock« der Eindruck entsteht, dass Sport-Manga mittlerweile im Mainstream angekommen seien, für die breite Masse der Reihen trifft das ganz und gar nicht zu.
Dabei schauen wir ja nicht nur auf unsere, sondern auch auf die Verkaufszahlen der anderen Verlage. Wir alle wagen immer mal wieder mutige Vorstöße, aber nicht immer zahlen sich diese aus.
Im Kindle-Shop wird »Dance Dance Danseur« als E-Book-Ausgabe auf Deutsch angeboten. Bei Thalia und in eurem Webshop gibt es keine digitale Ausgabe zu erwerben. Wie kommt es dazu?
So etwas hat meist weniger mit uns, als mit der Entscheidung des Lizenzgebers zu tun. Dieser hat in diesem Fall eine Freigabe für Amazon gegeben.
Hand aufs Herz: Welches Format von »Dance Dance Danseur« unterhält dich am besten, der Manga oder der Anime?
Ich finde die Zeichnungen und das Paneling des Manga so kraftvoll und emotional, dass ich persönlich nichts vermisse, das der Anime hinzufügen könnte. Darum habe ich ihn gar nicht geschaut. Früher habe ich viele, viele Anime gesehen, doch mittlerweile lese ich fast nur noch Manga. Das ist wohl eine Berufskrankheit!
Natalie, vielen Dank für dieses tolle Interview!
Das Interview führte Eileen Franz.


»Dance Dance Danseur«
(jap.: »Dance Dance Danseur«)
Als kleiner Junge sieht Junpei den Auftritt eines Balletttänzers und ist sofort Feuer und Flamme! Für ihn ist klar: Auch er will als Tänzer die Bühne erobern. Aber als sein Vater, ein bekannter Martial-Arts-Kämpfer, stirbt, liegen seine Pläne vorerst auf Eis.
Junpei will der »Mann im Haus« sein und beschließt, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Als aber Jahre später seine charismatische Mitschülerin Miyako ihn mit ihren Ballettfähigkeiten beeindruckt, erwacht der alte Traum erneut.
Doch noch immer stehen Junpei sein Bild von Männlichkeit und die Angst vor der Reaktion seiner Umwelt im Wege …
Der Seinen-Manga »Dance Dance Danseur« lässt sich in jeder guten Buchhandlung oder auch direkt im TOKYOPOP-Webshop erwerben.
von George Asakura · 15,00 Euro · 26 Originalbände (fortlaufend)
Drama, Sport
Dieses externe Video stammt von YouTube.
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