Der Verlag Schreiber & Leser hat es wieder getan und ein weiteres Werk von Jirō Taniguchi an Land ziehen können. Schon im Februar zieht der Neuzugang mit dem selbsterklärenden Titel »Rude Boy« ein und lässt uns einmal mehr an dem alltäglichen Leben eines eigensinnigen Mannes teilhaben.
»Ich bin ein Rüpel«, erklärt er […] »So war ich schon als Kind…«
Mit einer Selbstverständlichkeit bestreitet unser namenloser Protagonist entgegen gesellschaftlicher Sitten seinen Alltag in Japan und scheint so dem Titel alle Ehre zu machen. Der Einzelband »Rude Boy« fasst knapp 210 Seiten und erscheint im Februar 2025 im Großformat mit Klappenbroschur für 16,95 Euro. Eine französische Leseprobe findet sich hier.
Das Gemeinschaftsprojekt von »Old Boy«-Schöpfer Garon Tsuchiya aka Caribu Marley (Szenario) und Erfolgmangaka Jirō Taniguchi (Art) hat schon 40 Jahre auf dem Buckel und wurde 1984 unter Akita Shoten veröffentlicht. Beide 1947 geboren, arbeiteten sie über die Jahre an mehreren Projekten zusammen. 2017 mussten wir von Taniguchi Abschied nehmen. Nur ein Jahr später verstarb Tsuchiya.
Französisches Cover:
Darum geht es in »Rude Boy«:
»Ich bin ein Rüpel«, erklärt er seiner Angebeteten in entwaffnender Offenheit. Und schiebt nach: »So war ich schon als Kind…«
Dazu die zerknirschte Miene und der Welpenblick. Da wird selbst die schöne, berühmte, weltläufige Yoshiko schwach. Wie er heißt – ob Minakata, Yataro oder schlicht Junior – ist ebenso zweitrangig wie sein Beruf – Möbelpacker, Penner, Uni-Absolvent oder Yakuza. Aber seine Umgangsformen sind echt ein Problem, besonders im gesitteten Japan.
Der junge Mann rülpst genüsslich, bohrt in der Nase, gähnt seinem Gegenüber mit weit aufgesperrtem Rachen ins Gesicht, niest bei einem Ehrenbankett den Würdenträgern ins Essen, betrinkt sich beim Begräbnis seines Vaters heillos. Und was sich nur ungehobelte Ausländer erlauben: er lässt seinen Gefühlen in der Öffentlichkeit freien Lauf.
Quelle: Schreiber & Leser [Magazin; abgerufen am 17.12.2024]
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