Bei dem in Berlin ansässigen unabhängigen Verlag Reprodukt startete im März dieses Jahres die deutsche Veröffentlichung der dreiteiligen Manga-Reihe »Tokyo dieser Tage« (jap.: » Tokyo Higoro«) von Taiyō Matsumoto.
Wir haben einen Blick in den Auftaktband der Manga-Reihe geworfen. Wie unser Eindruck ausfällt, schildern wir im Folgenden.
Die Suche nach dem perfekten Manga – Kreativität, scheitern und Neuanfang
Nach drei Jahrzehnten als Manga-Redakteur kündigt Kazuo Shiozawa seine Stelle bei einem renommierten Verlagshaus. Das von ihm gegründete Magazin ist mittlerweile eingestellt und ein Abschied scheint die logische Konsequenz.
Doch Shiozawa kann seine Leidenschaft für Manga nicht abschütteln. Und so driftet er durch Tokyo, trifft sich mit verschiedenen Zeichnern und schmiedet Pläne für ein neues, ganz besonderes Projekt …
Aufmachung
Bei Reprodukt erscheint der Seinen-Manga »Tokyo dieser Tage« als Hardcover im Format 14,8 x 21 cm. Der Auftaktband enthält 240 Seiten, in denen die Kapitel 01 bis 08 ihren Platz finden. Diverse Farbseiten werden auf den Anfangsseiten und verteilt im Band geboten.
Die japanischen SFX wurden retuschiert und getypesettet. Übersetzt wurde die Manga-Reihe aus dem Japanischen von Daniel Büchner (»GoGo Monster«, »Roter Schnee«).
>> Hier gelangt ihr zur deutschen Leseprobe
Dieses externe Video stammt von YouTube.
Fazit
Mit »Tokyo dieser Tage« liefert Taiyō Matsumoto einen leisen, aber ausdrucksstarken Manga-Auftakt. Der erste Band seiner Reihe gibt Einblick in das Leben ehemaliger und aktiver Akteure der Manga-Branche – mit Feingefühl für Zwischentöne und kleine Gesten. Dabei bleibt die Geschichte geerdet, ohne auf große Spannungsbögen zu setzen.
Die Figuren im Auftaktband sind nicht überzeichnet. Ihre Sorgen, Zweifel und kleinen Erfolge wirken nachvollziehbar und lassen sie dadurch greifbar werden. Übernatürliche Elemente wie Shiozawas Vogelgespräche fügen sich unaufdringlich in den ansonsten realitätsnahen Ton ein.
Wer einen emotional aufgeladenen Pageturner erwartet, könnte hier fehl am Platz sein. »Tokyo dieser Tage« funktioniert über Atmosphäre – und genau das macht seinen Reiz aus. Die hochwertige deutsche Ausgabe von Reprodukt rundet den positiven Gesamteindruck ab. Ein stiller, aber nachhaltiger Start in eine nachdenkliche, künstlerisch reflektierte Reihe.

Ein besonderes Merkmal des Manga ist sein metareflexiver Blick auf die Manga-Industrie selbst. Taiyō Matsumoto beleuchtet die Rolle der Redakteure und zeigt, wie eng deren Beziehung zu den Kreativen wirklich ist. Dabei wirkt der Ton nie belehrend, sondern eher wie eine stille Beobachtung – geprägt von Respekt und einem Gefühl von Abschied und Neuanfang zugleich.
Erzählerisch folgt der Manga einem ruhigen, fast gemächlichen Rhythmus. Dialoge stehen oft im Raum, bevor sie aufgelöst werden. Dafür braucht es zwar etwas Geduld, aber man wird mit einem ehrlichen Blick auf die Figuren belohnt. Matsumotos typische Handschrift ist dabei klar zu erkennen.
»Tokyo dieser Tage« richtet sich an eine Leserschaft, die Freude an stillen, nachdenklichen Geschichten und realitätsnahen Themen haben. Wer sich auf innere Entwicklungen und ruhige Erzählweisen einlassen kann, dürfte hier genau richtig sein. Ein Manga, der sich Zeit nimmt – und gerade dadurch lange im Gedächtnis bleibt.
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