Auch im zweiten Band der Slice-of-Life-Reihe »She likes gay boys but not me« (jap.: »Kanojo ga Suki na mono wa Homo Deatte Boku de wa Nai«) geht es provokant, realistisch und hochdramatisch weiter. Naoto Asahara (Story) und Akira Hirahara (Zeichnungen) bringen ihre sensible Geschichte auf die nächste Stufe und sorgen dabei für eine erdrückende Stimmung beim Lesen. Worauf ihr euch gefasst machen könnt, verraten wir in dieser Review.
Inhalt
Jun und Sae sind mittlerweile ein Paar. Sie waren auf Dates, küssten sich und versuchten, miteinander zu schlafen. Männer können schließlich jederzeit mit einer Frau intim werden, solange sie sie nur ein bisschen mögen … oder etwa nicht? Doch zuerst muss Jun herausfinden, was hinter der erschütternden Nachricht von »Mr. Fahrenheit« steckt.
Aufmachung
Die Slice-of-Life-Reihe »She likes gay boys but not me« erscheint bei Hayabusa im Großformat 14,5 x 21 cm als Softcover. Der zweite Band umfasst 210 Seiten und beinhaltet die Kapitel 5 bis 9. Die japanischen SFX hat der Verlag retuschiert und getypesettet. Hayabusa versieht die Reihe mit einer Leseempfehlung ab 14 Jahren. Der Manga wurde aus dem Japanischen von Carina Dallmeier (»The Gender of Mona Lisa«, »Nie wieder Minirock!«) übersetzt.
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Fazit
Eine Nachricht kann das komplette Leben einer Person auf den Kopf stellen. Am Ende des ersten Bandes von »She likes gay boys but not me« erhielt Jun das Testament von »Mr. Fahrenheit«. Seine anonyme Internetbekanntschaft, die einzige männliche Person, mit der Jun offen über seine Homosexualität und sein Gefühlsleben sprechen konnte, weilt nicht mehr unter den Lebenden. Durch den enormen Verlust erleidet er einen heftigen und realistischen Schock, der dafür sorgt, dass sich sein bisheriges Leben gewaltig auf den Kopf stellt.
Weshalb gibt es Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung? Wieso werden sie von der Gesellschaft ausgeschlossen und leben in Furcht und Angst? Innerlich zerbricht Jun. Ist seine Internetbekanntschaft tatsächlich gestorben? Ist er nun alleine? Seine Verbundenheit zu »Mr. Fahrenheit« sowie seine intensiven Gefühle kommen in den einzelnen Panels ideal herüber. Die Atmosphäre ist bedrückend und die Stimmung sinkt beim Lesen. Naoto Asahara und Akira Hirahara inszenieren dies hervorragend.
Jun ist niedergeschlagen. Er ist eifersüchtig auf heterosexuelle Männer, die seiner Auffassung her problemlos mit jeder Frau intim werden können und aus seiner Sicht ein sorgenfreieres Leben vor sich haben. Als homosexuelle Person begräbt Jun seinen eigenen Traum, eine Familie zu gründen, Kinder zu haben und später, wenn seine Zeit gekommen ist, aus der Welt zu scheiden, mit dem Wissen, dass liebevolle Personen einen vermissen werden. Wer mit einer Frau intim werden kann, kann sich diesen Wunsch laut Jun problemlos erfüllen, was ihm verwehrt bleibt.

Ich finde es erstaunlich, wie diese starken Emotionen zu Papier gebracht werden. Die Gefühle von Jun sind nachvollziehbar und seine Handlung ist überzeugend. Sein emotionaler Anker stellt in diesem Moment Makoto dar, der ihm Geborgenheit schenkt. In diesem Zusammenhang begeht Jun einen »Fehler«, wodurch der weitere Verlauf des zweiten Bandes von »She likes gay boys but not me« eine intensive emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle darstellt. In diesem Zusammenhang wird die Seite von Jun und Sae erzählt.
Der Schauplatz wechselt zur Schule. Das Verhältnis zwischen Jun und Sae ist angeknackst. Zudem versucht Jun eine klare Linie zwischen sich und seinen Mitschülern zu ziehen. Nach einer Aussprache kommt es zu einer handgreiflichen Situation, die wenig später einen gewaltigen Druck auf unseren Protagonisten aufbaut, der nur noch im Freitod seine Erlösung aus der ganzen Misere sieht. Bereits das Coverartwork des zweiten Bandes enthüllt diesen dramatischen Schritt.
Unsichere Blicke nach links, nach rechts oder nach unten. Angst, Furcht, Unsicherheit, Enttäuschung, Trauer und Wut. Die Tränen fließen, verletzende Worte werden ausgesprochen und das Innere von Jun erleidet einige Risse, die ihm das Leben erschweren. Aber auch seine Umgebung hat mit der Situation zu kämpfen, insbesondere Sae und Ryohei. Mehrere Lichtblicke existieren und auch die Leidenschaft schenkt Jun ein wenig stärke. Ein starker Band, den man im Nachgang meines Erachtens erst einmal in aller Ruhe verarbeiten muss.
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